Ausflug des HGV nach Mömlingen

Am Sonntag den 26.05.2019 machten einige Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins sowie des Wandervereins Laudenbach einen kleinen, ortskundlichen Ausflug nach Mömlingen.

Dort wurden die Teilnehmer vom zweiten Vorsitzenden des HGV Mömlingen, Herrn Leon Heinrich, auf einem ca. 2 Kilometer langen Weg durch die Gemeinde ge- und in die Geschichte des Ortes eingeführt.
Zwar sind an 9 verschiedenen Standorten sehr informative Tafeln zur Geschichte des Ortes aufgestellt, jedoch konnte Herr Heinrich immer wieder mit zusätzlichen Informationen aufwarten und somit die Führung noch lebendiger gestalten.


Hier erfuhren die Teilnehmer sehr viele Details der langen Mömlinger Geschichte, die nachgewiesener Maßen bis in die Jungsteinzeit zurückreicht.
Auch sind Spuren der Römer bis etwa ins Jahr 260 nach Christus nachgewiesen, denn man fand ganz in der Nähe, auf den Höhen rund um Mömlingen, die sogenannten „villae rusticae“, also eine Reihe von römischen Landhäusern im „Limeshinterland“.
Eine sehr frühe, fränkische Besiedlung (ca. 6. Jhdt.) kann durch die Funde von fränkischen Gräberfeldern belegt werden.
Eine erstmalige Erwähnung findet Mömlingen zwischen den Jahren 802 und 817 in einer Urkunde des Reichsklosters Fulda. Diesem schenkte Kaiser Heinrich II im Jahre 1024 die Grafschaft Stockstadt, zu welcher Mömlingen gehörte.

Aus organisationstechnischen Gründen legte die Gemeindeverwaltung die Ersterwähnung auf 817 um dann im Jahre 2017 die 1.200-Jahr-Feier der Gemeinde organisieren zu können.
1278 kam der Ort an das Erzstift Mainz, wo er bis 1803 verblieb. Danach kam er an das Fürstentum Aschaffenburg, um 1810 an das Großherzogtum Frankfurt und dann 1814 an das Königreich (seit 1805) Bayern über zu gehen.
War Mömlingen wohl im auslaufenden Mittelalter bereits eine sehr stattliche Gemeinde, so blieb nach dem 30-jährigen Krieg nicht mehr viel übrig. Plünderungen, Brandschatzungen und nicht zuletzt die Pest hatten die Bevölkerung dermaßen dezimiert, dass kaum noch Einheimische am Leben waren. In den Folgejahren kamen neue Einwohner aus Südtirol, den Niederlanden sowie aus Frankreich nach Mömlingen und füllten „die Lücken“ wieder auf. Somit kamen auch ganz neue Familiennamen ins Ort.

Aus der Zeit des 30-jährigen Krieges stammt denn auch ein Wahrzeichen des Ortes, das mit dem italienischen Pisa nahezu Schritt halten kann. Der schiefe Glockenturm entstand nachdem man diesen auf nicht tragfähigen Untergrund setzte. Hierzu wurden teilweise Steine aus der Umgebung verwendet, die früher bereits anderen Zwecken dienten. Man fand bei neuzeitlichen Fundamentierungsarbeiten Teile einer Jupitergigantensäule, die wohl einmal bei den ‚villae rusticae‘ stand. Die Kirche selbst wurde in den Jahren 1774 bis 1777 gebaut, 1963 entstand unmittelbar daneben eine neue Kirche.


An der letzten Bildtafel wurde dann noch auf einen berühmten Sohn von Mömlingen hingewiesen, den Maler Hans Memling (von Momeling?), der wohl irgendwann zwischen 1433 und 1440 in Mömlingen (oder aber auch in Seligenstadt und nur der Vater stammte aus Mömlingen?) geboren wurde und 1494 in Brügge starb. Auch hier ist die Geschichtsschreibung etwas spärlich und man kann nur nach gewissen, phonetischen Eigenheiten gehen. Dennoch scheint es gesichert, dass Memling aus unserer Gegend stammte.


Den Abschluss der Exkursion bildete dann noch ein gemütliches Beisammensein in der „Wolfsschänke“, einem Lokal in dem auch der berühmte Sänger Drafi Deutscher gerne verkehrte und häufig anzutreffen war.