Der Weiler Hainhaus und die Forstwirtschaft im Wandel der Zeit

Am Sonntag, den 27.10.19 konnte Horst Eilbacher rund 25 Zuhörer am Hainhaus begrüßen. Er übergab das Wort an den Förster Martin Wirl, der in seinem kurzweiligen Vortrag sowohl die Historie des Hainhauses sowie der Waldwirtschaft eindrucksvoll schilderte.

Er begann seinen Vortrag mit einem Rückblick in die Vergangenheit. Vor 12000 Jahren endete die letzte Eiszeit. Da gab es in unserer Umgebung keine Wälder sondern Savanne. Seit etwa 1000 vor Christus dominiert in unseren Wäldern die Buche, wenn der Mensch nicht eingreift.  Vor ca. 2000 Jahren hatten die Römer einen hohen Holzbedarf, weil sie Befestigungsanlagen wie den Limes mit Kastellen und Palisadenzäunen bauten, so wie hier das Kastell am Hainhaus.

Bis weit über das Mittelalter hinaus war der Wald eine der Lebensgrundlagen der Menschen. Er lieferte ihnen Brenn- und Bauholz sowie Futter für die Tiere (Eicheln etc.). Aber auch für die Herstellung von Metall (Holzkohlenmeiler) und Glas (Pottasche) sowie für die Ausschachtung der Bergwerke brauchte man den Wald als Holzlieferant.

Schon vor 500 Jahren war der Begriff der ‚Nachhaltigkeit‘ bei Forstleuten wichtig und sie schufen Regeln dafür. Forstbauern wissen, dass die Bewirtschaftung des Waldes eine Generationenaufgabe ist. Es gibt keinen schnellen Gewinn, weil ein Baum mindestens 60 Jahre braucht, bevor er geschlagen werden kann.

Bis in die 50-er Jahre wurden die Bäume mit Handsägen gefällt und mit Pferden aus dem Wald transportiert. Damals gab es am Hainhaus 200 Waldarbeiter. Jeder schaffte ca. 2 Festmeter Holz pro Tag. Nach der Erfindung der Motorsäge 1956 ging alles schon um einiges schneller. Heute schafft ein 600.000 €  teurer Harvester 4-6 m3 pro Stunde. Es gibt nur noch 2 Waldarbeiter und die Harvester werden pro Auftrag gebucht.
Jeder Deutsche verbraucht im Jahr ca. 1 m3 Holz. Bei einer deutschen Eigenproduktion von 65 Mio. m3 müssen also  noch 20 Mio. m3 importiert werden.

Rund um das Hainhaus stehen ca. 25 verschiedene Baumarten, die heimischen Arten wie Buche, Kiefer, Eibe und Birke, aber auch Exoten wie der Ginkgo, Hemlocktanne,  Tulpenbaum und Küstenmammutbaum (größter Baum, wird bis zu 118m hoch).

Durch den Klimawandel wachsen die Bäume gut, weil viel CO2 zur Verfügung steht, aus dem der Baum mit Sonne und Wasser in der Photosynthese seine Nahrung (Zucker) bildet und für uns Sauerstoff erzeugt. Durch die warmen Winter nehmen leider auch die Schädlinge zu und bedrohen zusammen mit der zunehmenden Trockenheit den Wald. Deshalb versucht man bei Neuanpflanzungen auf Arten zurückzugreifen, die hitzeresistent sind und wenig Wasser brauchen. Hauptsächlich sind das Douglasien und ein Mix aus Eibe, Küstentanne, Hemlocktanne, Riesen-Lebensbaum und Riesen-Mammutbaum.

Im Kastell Hainhaus war von 100 n. Chr. bis ins Jahr 155 n. Chr. ein Numerus von ca. 150 römischen Soldaten stationiert. Danach wurde der Standort wegen der Verlegung des Limes aufgegeben.

Der altrömische Kastellplatz wurde in einer Urkunde aus dem Jahre 1432 als Bentzenburg (Geisterburg) bezeichnet. Im Volksmund bürgerte sich die Bezeichnung ‚Hainhaus‘ ein, wohl abgeleitet von ‚Hünen-Haus‘. Im 18. Jahrhundert errichteten die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg ein Jagdschloss sowie eine Kapelle und Wirtschaftsgebäude auf dem Kastellgelände. Unter dem markanten Erdhügel an der südwestecke des Geländes befand sich der Eiskeller des Anwesens. Im Jahre 1809 ließ die fürstliche Familie sechs steinerne Sessel, die sogenannten Gerichtssessel, auf dem Schuttwall der Kastellmauer aufstellen.
Heutzutage werden die Hainhaus-Gebäude als Basis für die Forstwirtschaft des Hauses Löwenstein mit ca. 7000 ha Wald genutzt.

Am Schluss bedankte sich Horst Eilbacher für den sehr interessanten und informativen Vortrag bei Martin Wirl.