Ortskundlicher Rundgang: Einst florierendes Geschäftsleben in Laudenbach

Julius Reiß (vorne) erzählt den Teilnehmern des ortskundlichen Rundgangs vom letzten „Tante-Emma“-Laden in Laudenbach, der 2002 seine Pforten schloss.

Milch, Seife, Bonbons, Strümpfe – es gab Zeiten, da konnten die Laudenbacher so ziemlich alles für den täglichen Bedarf direkt in ihrem Wohnort bekommen. Und auch Möglichkeiten zum Einkehren und Beisammensein gab es früher etliche. Bei einem ortskundlichen Rundgang des Heimat- und Geschichtsvereins ließ Altbürgermeister Julius Reiß in kurzen Vorträgen den einst florierenden Handel in Laudenbach noch einmal lebendig werden. Trotz des heißen Wetters versammelten sich am letzten Maisonntag interessierte Bürger am Dorfbrunnen um an der Wanderung teilzunehmen. Gut vierzig Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten hatte Reiß zusammengetragen und zu jeder hatte er eine Geschichte zu erzählen. So zum Beispiel auch zum letzten „Tante Emma-Laden“, der erst 2002 seine Pforten schloss. Mariechen Becker, die seit den 60ern dort hinter der Theke stand, hatte anfangs sicher 200 Kunden, wusste Reiß zu berichten. Durch die Errichtung von Supermärkten außerhalb und die Zunahme der Mobilität schwand diese Zahl jedoch immer weiter. Das Geschäft war aber nicht nur Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein Ort, an dem sich die Einwohner untereinander austauschten, machte Reiß die Rolle deutlich, die solche Läden für die Dorfgemeinschaft spielten. Sogar Elektrogeräte für den Haushalt waren einst in der Gemeinde erhältlich, erfuhren die Teilnehmer des Rundgangs. Schuh- und Textilgeschäfte, Fotograf, Kohlen- und Getränkehandel und Fahrradladen ergänzten in verschiedenen Zeitspannen das Angebot. Die Poststelle hatte so einige Umzüge hinter sich, wie bei dem Rundgang klar wurde. Bis 1949 befand sich die erste in der Obernburger Straße, dann in der Bachgasse und bis vor zwei Jahren konnten Postgeschäfte im Getränkehandel Hayn erledigt werden, dessen Betrieb dann auch eingestellt wurde. Eine Bäckerei und Metzgereien gibt es noch heute. Pflanzen, Gemüse und Obst kann man in der Gärtnerei Herkert erwerben. Doch im Hinblick auf das bisherige Geschäftssterben, das Reiß mit seinen Ausführungen deutlich vor Augen führte, wurde auch die Zukunft der noch bestehenden Betriebe zum Gesprächsthema der Veranstaltung. Ebenso sieht es auch bei den Einkehrmöglichkeiten aus. Wo sich einst Gaststätten und Cafés aneinanderreihten, gibt es heute kaum noch Kneipen zum Beisammensein. Für diesen gemütlichen Teil des Nachtmittags nutzten die Teilnehmer im Anschluss an den Rundgang dann das Feuerwehrfest und schwelgten noch gemeinsam in Erinnerungen an das einst blühende Geschäftsleben in Laudenbach.