Der Zeppelin kommt

Am Sonntag den 12.3.23 trug Kreisheimatpfleger Bernhard Springer aus Amorbach seinen reich bebilderten Vortrag „Der Zeppelin kommt! – Wie die Menschen im Landkreis Miltenberg die friedlichen Riesen erlebten“ vor.

Springer wurde von seiner Mutter für das Thema begeistert, die ihm immer wieder von ihrem Erlebnis erzählte, als 1939 im Kahlgrund ein Zeppelin über sie hinweggeflogen war.

Der Entwickler der deutschen Starrluftschiffe Graf Ferdinand von Zeppelin (1835 – 1917) war beseelt von der Idee, den Nachteil nicht lenkbarer Heißluftballone, die vom Wind irgendwohin getrieben wurden, auszumerzen. Er konstruierte ein starres Gerüst aus Duraluminium mit einer Außenhaut. Viele mit Wasserstoff gefüllte Beutel sorgten für den Auftrieb. Der Vortrieb in die gewünschte Richtung wurde über Motoren mit Propellern erreicht.  So hob das erste Luftschiff Zeppelin LZ1 im Jahr 1900 über dem Bodensee ab. Das erste Zeppelinwerk befand sich auf dem Bodensee, weil man das Luftschiff zusammen mit der Werft in den Wind ausrichtete, um besser starten zu können. 1908 wurde LZ4 in Echterdingen bei einem Gewitter zerstört. Zeppelin hätte aufgegeben, wenn nicht aus der Bevölkerung in einer Spendenaktion 6 Mio. Mark für den Weiterbetrieb geflossen wären. So wurde 1908/9 die  Deutsche Luftschiffahrts-AG (DELAG) gegründet, die ab 1910 als weltweit erste Fluggesellschaft kommerzielle Flüge anbot. Bis Mitte 1914 beförderte die DELAG über 10.000 zahlende Passagiere auf über 1.500 Flügen.            
Während des Ersten Weltkriegs setzte das deutsche Militär Zeppeline hauptsächlich als
Aufklärer aber auch als Bomber ein. Nach dem Krieg wurde Deutschland im Versailler Vertrag verboten Luftschiffe zu bauen. Dies änderte sich erst, als 1926 von der US-Navy eine Bestellung über ein Luftschiff eintraf, die spätere USS Los Angeles (LZ126).

Dies war der Startschuss für den Bau der Graf Zeppelin (LZ127, Länge 236 m). Sie wurde 1928 fertig und war bis 1937 im Passagierverkehr eigesetzt. Sie konnte 25 Passagiere befördern und hatte bis zu 50 Mann Besatzung. Mit ihrem fliegenden Luxusrestaurant war die Graf Zeppelin ein frühes Kreuzflugschiff, das seine Passagiere an Bord verwöhnte.

1929 hatte man die Idee, dass man mit der Graf Zeppelin einmal um die Welt fahren müsse. Dies wurde mit Flügen von Friedrichshafen über Tokio, Los Angeles, Lakehurst und wieder zurück nach Friedrichshafen realisiert. Man legte in 35 Tagen über 50.000 km zurück. Ab 1934 gab es einen weltweiten Fahrplan (Brasilien, USA) mit Beförderung von Luftpost.

1936 wurde die noch größere Hindenburg (LZ128, Länge 245 m) gebaut. Sie sollte ursprünglich mit Helium befüllt werden. Dies wurde aber nicht aus USA zugeliefert. Mit einer Befüllung aus Wasserstoff konnte die Hindenburg 72 Passagiere befördern.

Am 6.5.1937 kam es zur Katastrophe. Beim Andocken in Lakehurst geriet die Hindenburg in Brand und 35 Personen starben. Es gab aber 62 Überlebende. Daraufhin wurde die Passagierbeförderung in Luftschiffen weltweit eingestellt.

Die Graf Zeppelin II durfte – ohne Passagiere – noch bis 1939 fahren. Im Jahr 1940 wurden dann alle Zeppeline verschrottet.

Seit den 1990-er Jahren stellt die deutsche Firma Zeppelin Luftschifftechnik ZLT den Zeppelin NT her. Er ist mit Helium gefüllt und hat eine halbstarre Konstruktion. Heute dienen die Zeppeline hauptsachlich Werbezwecken. 

Die Menschen in unserer Region waren seinerzeit zwar durch die Presse gut informiert konnten aber leider keine Zeppeline sehen. Im Jahr 1909 überflog der Z3 Miltenberg, war aber wegen des schlechten Wetters nur zu hören. Zur Michaelismesse am 31.8.1930 war es dann so weit. Die Bitte des damaligen Miltenberger Bürgermeisters Schwesinger wurde erhört und ein Zeppelin drehte um 10:15 eine Runde über der ‚Mess‘. Zu diesem Ereignis waren in Sonderzügen mehr als 8000 Schaulustige angereist.

Zeppelin-Fan Bernhard Springer hat sich schon mal das Nummernschild MIL – LZ 127 als Andenken gesichert.

Zum Schluss dankte Horst Eilbacher Bernhard Springer für die hervorragende Präsentation. Er zeige seinen Enthusiasmus und seine  ansteckende Begeisterung für die fliegenden Riesen.