Tag des offenen Denkmals 2023

Am Sonntag den 10.9.23, dem diesjährigen ‚Tag des offenen Denkmals‘, veranstaltete der HGV Laudenbach um 10 Uhr und um 14:30 Uhr zwei Führungen zum Thema ‚Grablegen der Freiherren Fechenbach zu Laudenbach‘.

HGV-Vorstandsmitglied Gerhard Lang leitete beide Führungen. Er hatte sich zusammen mit seiner Frau Silvia monatelang in die Thematik eingearbeitet. Deshalb konnte er die gelegentlichen Zwischenfragen der zahlreichen Besucher auch immer kompetent und ausführlich beantworten.

Die Grablegen – sogenannte Epitaphe – erinnern an Verstorbene von Adelsgeschlechtern. Sie sind meist im Inneren von Kirchen angebracht. Anders als Grabsteine auf Friedhöfen haben sie keinen direkten Bezug zur Grabstätte des Toten, sondern erinnern in deren Nähe an die Verstorbene Person. Bis ins späte 19. Jahrhundert wurden die Verstorbenen des Adelsgeschlechts der Fechenbacher zu  Laudenbach in der Kirche St. Stephanus beigesetzt. Dann wurde aus hygienischen Gründen die Beisetzung in Kirchen verboten. Deshalb ließ der letzte Fechenbacher Stammhalter, Freiherr Friedrich Konstantin, im Süden des Friedhofs eine kleine, private Gruftkapelle errichten. Er starb aber 1907 wenige Monate vor der Fertigstellung und konnte erst nach einer Übergangslagerung im Schlosspark am 20.August des Jahres dort beerdigt werden.

Bei seiner Führung ging Lang auch auf das Geschlecht der Fechenbacher ein. Die Fechenbacher erwarben Laudenbach im Jahre 1315 von den Grafen von Rieneck. Sie hatten aber weiterhin ihren Hauptsitz im Sommerauer Schloss. Nach einer Erbteilung zog mit Adam Ludwig von Fechenbach ein Zweig des Geschlechts nach Laudenbach. Die erste bekannte Grablege aus dem Jahr 1631 ist dessen Frau Eva Dorothea von Dietz gewidmet.
Das Epitaph des vermutlich berühmtesten Mannes aus der Laudenbacher Fechenbach-Linie, Generalfeldmarschall-Leutnant Johann Reichard von Fechenbach, gibt es nicht mehr. Seine Gedenktafel aus Sandstein wurde beim Kirchenneubau 1960 im Freien zwischengelagert und zerfiel dabei buchstäblich zu Sand.

Lang wusste auch interessantes der Vorgeschichte des Kirchen-Baus von 1960 zu berichten. In den Annalen 1568 ist von einem Kirchlein die Rede, das gut 100 Jahre später durch eine Barockkirche ersetzt wurde. Schon 1760 wurde sie ohne bekannten Grund „niedergelegt“ und durch einen Rokokoneubau ersetzt. Als sie nach 1945 zu klein wurde kam es 1960 zum Bau der größeren heutigen Kirche. Die Seitenaltäre kamen im Zuge des Neubaus die Miltenberger Klosterkirche.

Zum Abschluss der Führungen besichtigte man noch die Gruftkapelle. Sie war an diesem Tag seit 2013 erstmals wieder einmal für die Öffentlichkeit zugänglich. Vor dem Bau der Aussegnungshalle 2013 durfte sie auch für die Aufbahrung Gestorbener genutzt werden.

Sie beherbergt das Grabmal des Freiherrn Friedrich Konstantin und seiner Ehefrau Bertha. Das Thema Epitaphen und ein Überblick über die Bestattungskultur in Laudenbach können sie im 2. Band der Laudenbach-Chronik, der Ende Oktober erscheint, nachlesen.

Bild 1: Vortrag zu den Epitaphen in St. Stephanus
Bild 2: Fortsetzung des Vortrags in der Gruftkapelle