Exkursion: Einblicke in die Erd- und Menschheitsgeschichte am Kleinheubacher Galgen und Judenfriedhof

Überraschende Neuigkeiten über den Kleinheubacher Galgen und Judenfriedhof berichtete Alfred Dieterle

Eindrucksvolle Einblicke in die Erd- und Menschheitsgeschichte eröffnete die Exkursion des Heimat- und Geschichtsvereins und des Wandervereins Laudenbach zum Kleinheubacher Galgen und Judenfriedhof. Gleich an der ersten Station des Erkundungsganges, dem Galgen, wurde der sonnige Spätherbsttag für die rund 30 Teilnehmer zur Nebensache. Referent Dr. Alf Dieterle vermittelte ihnen, trotz seines spürbar geschwächten Gesundheitszustandes, überraschende Neuigkeiten. Anhand einer Laserscan-Aufnahme des Maintals, auf der die Erdoberfläche ohne Bewuchs dargestellt wurde, verdeutlichte er die Ausbildung des Geländes am Ende der letzten Eiszeit. Vor 18000 Jahren kam es aufgrund des Abtauvorgangs zu einem langsamen Hangabrutschen, auch Erdfließen genannt. Zum Galgen als Richtstätte hatte der Referent auch einiges zu berichten. Als der Graf von Erbach die Ortsherrschaft Kleinheubachs übernahm, errichtete er den Galgen als Zeichen seiner Macht, der dann zum unrühmlichen Schauplatz der Hexenverfolgung wurde. Allein in den Jahren 1628 und 1629 wurden dort 45 Todesurteile vollstreckt. Das machte nahezu zehn Prozent der damaligen Einwohnerzahl von etwa 500 aus. Die meisten Hexen wurden zum Tode durch das Schwert „begnadigt“ und erst nach der Hinrichtung am Galgen verbrannt. Eine der Verurteilten habe sich ihrer Hinrichtung durch eine Flucht nach Großheubach entzogen, wusste Dieterle.
Die nächste Station der Exkursion war der Judenfriedhof, der Dieterle selbst sehr am Herzen liegt. Jahrelang hatte er sich beharrlich darum gekümmert, nötige Pflegemaßnahmen angeregt und dort Gäste aus dem In- und Ausland geführt. War die Begräbnisstätte im Jahr 1941 von den Nazis in das Eigentum des „Reichsbundes der Juden in Deutschland“, einer SS-Tarnorganisation, überstellt worden, so ist sie seit 1946 Eigentum der israelitischen Kultusgemeinde in Bayern. Ganz am Rande seiner Ausführungen wies der Heimatforscher und studierte Biologe auf eine pflanzliche Rarität an den Friedhofsmauern hin: Milzfarn, der früher als Heilpflanze genutzt wurde.
Was den Judenfriedhof für die Gäste besonders interessant machte, war die Tatsache, dass dort auch Laudenbacher Juden begraben liegen. Schon im Jahr 1726 ist die Synagogengemeinschaft Kleinheubachs mit Laudenbach dokumentiert, seit 1730 auch die „Leichenplatzgemeinschaft“. Zuvor wurden die Juden aus Laudenbach in Michelstadt beerdigt. Im nordwestlichen Teil des Friedhofs konnten die interessierten Besucher einige Grabsteine mit entsprechender Aufschrift entziffern.