HGV Laudenbach besichtigte Altbausanierung

Am Spätnachmittag des 02.08.21 trafen sich ca. 15 Personen bei der alten Laudenbacher Schmiede. Zu diesem Ortstermin hatte der HGV-Vorsitzende Horst Eilbacher, in Absprache mit Georg und Thomas Breitenbach, eingeladen.

Georg Breitenbach erwarb das Anwesen im Jahre 1966 als der Vorbesitzer Insolvenz anmelden musste. Das Anwesen bestand damals aus der alten Schmiede und einem Wohnhaus. Dazwischen eine Hofeinfahrt zum Innenhof und zur Scheune.
Thomas Breitenbach, der die Besichtigung leitete, erinnerte sich, dass ihm die Schmiede als Kind wie ein Geisterhaus vorkam.

Anfang der siebziger Jahre halfen die älteren Söhne Georg Breitenbach bei der ersten Renovierung. Sie mussten deshalb so manches Mal samstags auf das Fußballspielen verzichten. Später richtete die Sparkasse im Haus der ehemaligen Schmiede ihre Laudenbacher Filiale ein. Das Wohnhaus, rechts der Toreinfahrt wurde als Wohnhaus vermietet. Als die Sparkasse ihre Filiale in Laudenbach schloss übergab Georg Breitenbach das Gebäude der Schmiede an seinen Sohn Matthias, der es zu seinem Firmensitz umbaute. Im Jahr 2015 erhielt Sohn Thomas das Wohngebäude und fing an es nochmals zu renovieren. Der überhängende Giebel und die schrägen Deckenbalken stellten ihn vor große statische Herausforderungen. Schließlich sollte ein harmonischer Übergang zum Nebengebäude (Gasthaus Engel) geschaffen und gleichzeitig an den Vorbesitzer, den Schmied Longin Weber erinnert werden.

Dies wurde erreicht, indem viele seiner Kunstwerke in die Fassade und im Durchgang integriert wurden. An der Fassade befinden sich zwei geschmiedete Blumenkasteneinfassungen sowie ein naturgetreu geschmiedetes Vogelhäuschen und über der Tür ein Eichenast mit Eichhörnchen.

Die Durchfahrt ziert ein Hammer mit zwei Pferdeköpfen und eine Tafel mit unterschiedlichsten Hufeisen, die auf die Hauptbeschäftigung des Schmiedes, das Beschlagen der Pferde, hinweisen. Außerdem befindet sich hier ein Wahlspruch des Schmiedes.

Thomas dankte seinem Vater, dass er die vielen kunstvoll geschmiedeten Originale die ganze Zeit sicher verwahrt hatte. Georg Breitenbach wies noch darauf hin, dass die Ortskern-Sanierung, besonders von historischen Gebäuden, in privater Regie wesentlich besser funktioniere als die Hauruck-Methoden von Investoren, die mehrstöckige Gebäude im Ortskern bauen (siehe Trennfurt) und damit das Ortsbild negativ prägen.

Nun noch ein paar worte zu dem Schmied Longin Weber, der all diese Kunstwerke geschaffen hatte. Er wurde zum Kirchengegner als sein 1919 im Steinbruch verunglückter Bruder Leo nicht kirchlich begraben wurde, weil er keinen Osterbeichtzettel hatte. Wie ein besessener Künstler arbeitete er oft Tage und Nächte durch, auch an Wochenenden, um eines seiner Werke fertigzustellen. Er entwickelte sich zum Kunstschmied und fertigte einmalige Kunstschmiedearbeiten. Sein künstlerischer Ruf drang bis an die Kunstakademie in München, die ihm sogar eine Professur anbot.
Julius Reis und Georg Breitenbach erinnerten sich, dass sie als Kinder manchmal dem Schmied bei der Arbeit zuschauen durften. Georg Breitenbach war begeistert davon, dass er sein Feuer durch Zugabe einer Handvoll Quarzsand so heiß machen konnte, dass er einzelne Teile miteinander verschweißte.
Im Jahr 1932 heiratete Longin Weber seine Frau Pauline. Dieses Datum kommt in zweien seiner Werke vor. Mit ihr bekam er drei Kinder: Isolde, Norbert und Armin.
Longin war ein glühender Verehrer Hitlers und zog damals mit Freuden in den Krieg. Nach seiner Heimkehr aus der Gefangenschaft war er krank und gebrochen.

Der verlorene Krieg und der Untergang seiner Weltanschauung raubten ihm den Lebensmut, so dass er am 20.06.1946 verstarb. Als ob er sein frühes Ableben geahnt hätte schuf Longin nach dem Krieg mit Material aus alten Wehrmachtsfahrzeugen, die von den Amerikanern in einen Graben geworfen wurden, noch ein prächtiges schmiedeeisernes Grabkreuz, das später das Grab der Eheleute Weber zierte. 

Alfons Breitenbach widmet dem Leben und Wirken des Longin Weber in seinem Buch „Laudenbacher Geschichte und Geschichten“ fast eine ganze Seite. Das Buch ist in der Gemeinde Laudenbach erhältlich.

Mit großer Freude erkannten die HGV-Vertreter an, dass die Sanierungs- und Umbaumaßnahme des Gesamtkomplexes den denkmalpflegerischen Erwartungen gerecht wird. Hier sieht sich der Verein in seinen Bemühungen um den Erhalt alter Zeugnisse der Laudenbacher Vergangenheit und um die harmonische Gestaltung des Ortskerns hervorragend unterstützt.