Ortskundlicher Rundgang zum Thema „Laudenbacher Wasser“ am 30.09.2018

Der Heimat- und Geschichtsverein hat bei seiner Ortsführung am 30.09.2018 die wechselvolle Geschichte der Laudenbacher Wasserversorgung dokumentiert. Vorsitzender Horst Eilbacher begrüßte die Teilnehmer an der Erkundung und Altbürgermeister Julius Reiß erläuterte am Jakobsbrunnen das Quellen- und Brunnenangebot im Laudenbachtal seit Beginn der Besiedlung des Tales nach der Zerstörung Wallhausens 910 n.Chr.

Sieben Quellen speisten den Laudenbach, sein Wasser trieb zeitweise fünf Mühlen an, während Jahrhunderte lang das Trink- und Brauchwasser aus dem Bach geschöpft wurde.

1860 wurde der Jakobsbrunnen, – benannt nach der zuletzt dort wohnenden Familie Jakob -, gefasst und versorgte über ein gusseisernes Rohrleitungssystem weitere fünf im Ort verteilte Brunnen. Brunnen hatten früher auch die Funktion der Viehtränken und waren beliebte Treffpunkte zum Austausch von Neuigkeiten, wusste Altbürgermeister Reiß zu berichten.

1913 ließ die Königlich Bayerische Staatsregierung eine Planung für eine zentrale Wasserversorgungsanlage für alle Häuser erstellen, die aber wegen des Ersten Weltkriegs 1914 – 1918 und wegen der Inflation 1922/23 erst 1927/28 realisiert wurde. Dazu wurde die Mühlbachquelle gefasst. In einer kleinen Aufbereitungsanlage am Mühlweg wurde das sehr weiche, d.h. saure Wasser über ein Kalkkiesbett aufgehärtet d.h. neutralisiert, dann gechlort und im freien Gefälle zum Hochbehälter am Stefansberg geleitet. Dieser Behälter fasste zunächst 80 Kubikmeter und wurde später auf 120 Kubikmeter erweitert.

Bei der Erschließung des Baugebiets „Sommerberg“ wurde ein weiterer Hochbehälter oberhalb der „Balzerruhe“ gebaut und mit dem am Stefansberg verbunden.

1980 legte der Regionale Planungsverband eine Studie vor, nach der Laudenbach an die Wasserversorgung Kleinheubachs anzuschließen sei, da die Wasserqualität dort durch die Förderung aus Tiefbrunnen gewährleistet sei. Nachdem der Gemeinderat dies 1882 zunächst abgelehnt hatte, sich aber an der amtlichen Auffassung nichts änderte, stimmte der Gemeinderat schließlich 1988 dem Anschluss an die Kleinheubacher Wasserversorgungsanlage zu, der dann 1989 auch realisiert wurde.

Wie sehr sich Ämter und Behörden, – die sich für sehr kompetent halten –irren können, zeigte sich für Laudenbach schon kurze Zeit später.  Als die Kläranlage des Abwasserverbandes Main-Mud erweitert werden musste, wurde bei den Bauarbeiten in Kleinheubach eine Absenkung des Grundwasserspiegels – mit Genehmigung des Landesamtes für Wasserversorgung – durchgeführt. Hierdurch sank auch der Wasserspiegel der Tiefbrunnen und die Gemeinde Kleinheubach teilte im März 1991 der Gemeinde Laudenbach mit, dass die Wasserförderung nicht mehr für beide Gemeinden ausreicht.

Laudenbach war also gezwungen von heute auf morgen wieder die Wasserversorgung mit eigenem Wasser sicher zu stellen.

Altbürgermeister Alfred Zenger schilderte am Wasserwerk Mühlbachquelle, wie sehr ihn diese Aufgabe über Wochen und Monate beschäftigte. Ohne jegliche behördlichen Hilfen ließ er die vormalige Wasseraufbereitungsanlage wieder in Gang setzen, mit Edelstahlwannen auskleiden, mit Strom versorgen und mit Rohrmantelpumpen ausstatten.

Im Gemeinderat Laudenbach war man sich seit dieser Zeit im Klaren, dass man die eigene Wasserversorgung nach neuesten Erkenntnissen planen und mittelfristig realisieren musste. Es wurden mehrere Ringleitungen im Ortsnetz installiert, mit den Kanal- und Straßensanierungen wurden alle Wasserleitungen und Hausanschlüsse erneuert. Die beiden Hochbehälter wurden saniert und mit einer zweiten direkten Zuleitung verbunden.

Das Einzugsgebiet der Laudenbacher Quellen wurde ermittelt und durch amtlich bestätigte Wasserschutzzonen gesichert. So konnte man getrost 2007, ohne Tiefbrunnen, jedoch durch den Bau der modernsten verfügbaren Aufbereitungsanlage – Entsäuerungskesselanlage, Ultrafiltration, UV-Bestrahlung und Notfallchlorung bei Rohrbrüchen sowie digitalisierte, vollautomatische Steuerungs- und Dokumentierungsinstallation – die eigene Wasserversorgung auch in der Zukunft sicherstellen.  Dabei verzichtete Altbürgermeister Zenger auf jegliche Hilfe durch irgendwelche Behörden, sondern stützte sich auf das Können und die Erfahrungen von Fachingenieuren und Spezialfirmen und auf den Einsatz seines Bauhofleiters Dieter Stahl, der sich mittlerweile  umfangreiche Erfahrungen angeeignet hat. Die Laudenbacher Wasserversorgung wird seit dem Bau der Aufbereitungsanlage vom AMME in Erlenbach betreut.

Das Laudenbacher Trinkwasser zählt mit seiner Qualität, Kalk frei, mit neutraler Härte (7,8), ungechlort, frei von Nitraten zu den besten im Landkreis. Maschinen, Geräte, Behälter und Leitungen bleiben anlagerungsfrei und sind deshalb langlebiger.

Dass die Verbraucher einen recht hohen Kubikmeterpreis (4,07 €/m³) bezahlen müssen, haben sie sie sich selbst zuzuschreiben, da sie bei einem Bürgerentscheid eine teilweise Finanzierung über Verbesserungsbeiträge ablehnten.

Bauhofleiter Dieter Stahl beschrieb den Teilnehmern der Erkundung vor Ort die Fassung der Mühlbachquelle und führte anschließend fachkundig durch das moderne Wasserwerk. Bürgermeister Bernd Klein erläuterte die erfolgten Untersuchungen der beiden ins Alter gekommenen Hochbehälter. Für den Gemeinderat stellt sich in Zukunft die Frage, ob man die alten Behälter sanieren, oder ob man sich dem Neubau eines neuen 500 m³ fassenden Hochbehälters zuwenden soll. Die Kosten der beiden Alternativen liegen nicht weit auseinander und werden dem Gemeinderat erhebliches Kopfzerbrechen bereiten. Altbürgermeister Zenger brachte in diesem Zusammenhang die Nutzung der beiden alten Behälter als zusätzliche Not- und Bedarfswasserbehälter zur Sprache, die bei Trockenheit und im Brandfall eingesetzt werden könnten. Weiterhin informierte der Bürgermeister, dass die Gemeinde mehrere Wiesengrundstücke auf hessischem Gebiet gepachtet habe, um Einträge durch Gülle und andere Fäkalien auszuschließen.

HGV- Vorsitzender Horst Eilbacher beschrieb als seltenes Resumee der Erkundung, dass sie zu einer Verbindung von Geschichte und Zukunftsperspektiven geführt habe.

 

Alfred Zenger, Heimat- und Geschichtsverein Laudenbach