Am Sonntag, den 09.03.25, veranstaltete der HGV Laudenbach um 15:00 Uhr im Feuerwehrhaus einen Informations-Nachmittag zum Thema „Die Bestattungs- und Trauerkultur im Wandel der Zeit“. Zunächst begrüßte HGV-Vorsitzender David Breitenbach die 35 Zuhörer, ganz speziell Bgm. Distler, die anwesenden Gemeinderäte sowie die Ehrenmitglieder des HGV.
Nun ergriff Pfarrer Stadtmüller das Wort. Er blickte zurück ins Altertum, wo die Griechen und Römer sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen vornahmen. Bei den Römern wurden sogar Grabbeigaben dem Feuer übergeben. Mit der Verbreitung des Christentums wurde die Feuerbestattung verboten, weil dadurch die Wiederauferstehung unmöglich würde. Unter Karl dem Großen war die Feuerbestattung sogar bei Todesstrafe verboten.
Im Mittelalter waren die Friedhöfe um die Kirche herum angelegt und waren auch ein Treffpunkt im Ort. Adelige und Kirchenfürsten wurden oft in Kirchen bzw. Gruftkapellen bestattet. Im 18. Jahrhundert wurden die Bestattungen weltlicher und die Friedhöfe wurden außerhalb der Ortschaften angelegt. In der Barock-Zeit wurden die Grabmale aufwändiger und bildhauerischer. Die Friedhöfe wurden oftmals zu klein und mussten erweitert werden.
Wegen Platzproblemen und Kosten ging man ab der Weimarer Republik wieder dazu über, Feuerbestattungen und Urnengräber zu erlauben. Um dem Toten nicht die Möglichkeit der Wiederauferstehung zu rauben, empfahl Pfarrer Stadtmüller, vor der Verbrennung eine Aussegnung abzuhalten. Er wies auch darauf hin, dass der Verstorbene bei einer Erdbestattung mit dem vertrauten ‚Du‘ angesprochen werde, bei einer Urnenbestattung aber die 3-te Person verwendet würde.
Zukünftig könne man auch die Asche von Verstorbenen als Diamant pressen, auf hoher See bestatten oder ins Weltall befördern, mit geringen Chancen auf eine Wiederauferstehung. Pfarrer Stadtmüller meinte abschließend, dass man mit Blick auf den Wandel in der ‚Bestattungs- und Trauerkultur im Wandel der Zeit‘ auch von einem Kulturverlust sprechen könne. David Breitenbach bedankte sich mit einem Weinpräsent bei Pfarrer Stadtmüller für dessen Vortrag.

Als nächster berichtete Gerhard Lang über den ‚Weg des Nichtvergessens‘ entlang der Friedhofsmauer. Hier sind beispielhaft Grabsteine abgelaufener Gräber aus verschiedenen Epochen und Materialien dargestellt. Den ältesten Grabstein Laudenbachs aus dem Jahre 1631 zur Erinnerung an Adam Ludwig von Fechenbach findet man allerdings in der Kirche in die Kirchenmauer integriert. Weil sich in der heutigen Zeit viele Personen für eine Urnenbestattung entscheiden, werden die Freiflächen in den Friedhöfen immer größer. Dies ermöglicht zukünftig Bereiche für Grünflächen mit Bänken und Bäumen. Damit interessante Grabdenkmale nicht für immer verschwinden, soll der ‚Weg des Nichtvergessens‘ auch in Zukunft mit weiteren Erinnerungsstücken erweitert werden.
Danach stellte Christian Schmitt das ‚Erinnerungsbuch‘ des HGV vor. Es enthält die Daten der Laudenbacher Verstorbenen zurück bis ins Jahr 1898. Insgesamt wurden von Silvia und Gerhard Lang die Daten von 896 Personen erfasst.
Christian Schmitt erklärte den Aufbau des Buches. Es besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Erinnerungsbuch, in dem auf jeder Seite die Daten von drei Verstorbenen zu finden sind. Im ‚Listen´-Buch kann man anhand des Sterbedatums chronologisch sortiert oder anhand des Nachnamens oder Geburtsnamens, jeweils alphabetisch sortiert, die Seitennummer im Erinnerungsbuch mit dem gewünschten Verstorbenen finden.
Das Erinnerungsbuch soll in der Kirche, im Rathaus und zur Sommerzeit auch in der Aussegnungshalle ausgelegt werden. Kopien der Sterbe-Daten werden seitens des HGV gerne zur Verfügung gestellt.
Anschließend bedankte sich David Breitenbach bei Gerhard Lang und Christian Schmitt mit einem Weinpräsent für ihre umfangreichen Arbeiten für diese HGV-Projekte. Sein weiterer Dank ging an Silvia Lang, die nicht anwesend sein konnte, für ihre Recherchearbeit seit 2007.

Im Anschluss dankte Bgm. Stefan Distler noch der Odenwaldallianz, die das Projekt ‚Weg des Nichtvergessens‘ großzugig, zusammen mit Gemeinde und HGV, gesponsort hatte.
David Breitenbach wies zum Schluss noch auf die nächste HGV-Veranstaltung hin. Am 30.3.25 um 17:00 Uhr referiert Wolfgang Hartmann im Feuerwehrhaus zum Thema „Unbekannte Adels- und Burgengeschichte am Untermain und Umgebung“.