Für den Vortrag des HGV Laudenbach zum Tag des offenen Denkmals öffnete am Sonntag den 8.9.24 das Karolusheim seine Türen. Zunächst begrüßte HGV-Vorsitzender Horst Eilbacher die ca. 30 Besucher, ganz besonders Inge von Aufseß, eine Nachfahrin der Erbauerin Bertha von Fechenbach. Des Weiteren begrüßte er Anneliese May, die als Kindergartenleiterin mit ihrer Familie von 1969 bis 1974 im Obergeschoß des Karolusheims gewohnt hatte. Er freute sich auch, dass alle Ehrenmitglieder des HGV anwesend waren. Danach übergab er das Wort an den Vortragenden Alfred Zenger.
Dieser hatte an einer großen Stellwand alle wichtigen Daten zum Bau, den Umbauten und den Nutzungsarten zusammengefasst und auch mit Bildern von ehemaligen Kindergartengruppen und Bauplänen illustriert.
Im Jahr 1910 ließ die Reichsfreifrau Bertha von Fechenbach das Karolusheim errichten. Es wurde nach ihrem verstorbenen Mann Karl von Fechenbach benannt. Es wurde als ‚Kinderbewahranstalt‘ mit Handarbeitsschule und Krankenpflegestation zunächst von zwei Ordensschwestern betrieben. Später kam zu der Kindergartenschwester und der Krankenschwester noch eine Oberin hinzu.
Nach dem Tod Bertha’s im Jahre 1916 verfügte sie in ihrem Testament, dass der Betrieb des Karolusheims weiter finanziell abgesichert sein solle. Ihre Erbin Mechthild von Aufseß sorgte auch weiter für den Unterhalt des Karolusheims, obwohl die Inflation einen Großteil der Stiftung verschlungen hatte. Nach dem Krieg, in den Jahren 1946 – 1948, gab es von der Familie Aufseß täglich eine Schulspeisung für bedürftige Kinder.
Im Jahre 1955 übergab Mechthild die ‚Kinderschule‘ an die katholische Kirchenstiftung Laudenbach.
1956 wurde in einem ersten Umbau auf der Nordseite des Gebäudes ein Jugend- und Bücherei-Raum eingerichtet und an der Westseite eine Vorhalle angebaut.
Bis zu ihrem Abzug durch das Würzburger Mutterhaus im Jahre 1968 wirkten die Ordensschwestern segensreich als Kindergärtnerinnen und Krankenpflegerinnen in Laudenbach.
Mit dem zweiten Umbau 1978/79 wurde im Obergeschoß ein zweiter Gruppenraum und ein Mehrzweckraum eingerichtet und eine zentrale Ölheizung installiert. Julius Reiß trug mit seiner kostenlosen Planung und Bauleitung wesentlich dazu bei, dass der Kostenaufwand unter einer Million Mark blieb. Nach der Maßnahme wurde der Kindergarten offiziell staatlich anerkannt.
Im Jahr 1997 fand an dem Gebäude ein dritter Umbau statt. In einer Generalsanierung wurden sanitäre Einrichtungen, Wasser- und Abwasserleitungen, die Stromversorgung und die Fenster erneuert. Außerdem brachte man aus Brandschutzgründen eine Außentreppe an. Die Kosten beliefen sich auf mehr als eine Million Mark.
In den Jahren 2010/11 kam in einem eingeschossigen Anbau eine Kinderkrippe dazu.
Zehn Jahre später, von 2020 bis 2023 wurde das Karolusheim zum vierten Mal renoviert. An der Stelle des alten Pfarrhauses kam ein zweiter Anbau hinzu. In einem aufwändigem Gesamtkonzept integrierte man die beiden Anbauten. Sie beherbergen nun die Kinderkrippe und den Kindergarten. Die Ölheizung wurde durch eine Pellet-Heizung ersetzt. Auch den Außenbereich gestaltete man neu. Die Gesamtkosten von 3,7 Millionen Euro werden die Gemeinde wohl auf Jahre belasten.
Abschließend führte Alfred Zenger die Besuchergruppe durch das Karolusheim und die beiden integrierten Anbauten. Manch einer hatte wohl den Gedanken, dass er in seiner Kindheit auch gerne in solch einen schönen Ort für Kinder gegangen wäre. Aus einer ‚Kinderbewahranstalt‘ ist im Laufe der Zeit eine Wohlfühloase für Kinder geworden.
Der anhaltende Applaus zum Ende der Veranstaltung zeigte Alfred Zenger, dass sich seine aufwändige Recherchearbeit gelohnt und der mit vielen interessanten Details gespickte Vortrag Anklang bei den Teilnehmern gefunden hat.