Am Sonntag den 6. Oktober 2024 referierte Arno Bauer im Feuerwehrhaus Laudenbach zum Thema ‚Wallhausen‘, der Vorgängersiedlung von Miltenberg. Zunächst begrüßte der HGV Vorsitzende Horst Eilbacher die ca. 30 Besucher. Neben Bgm. Distler und den Altbgm. Zenger und Reiß waren auch viele Interessierte aus Nachbargemeinden, wie die Heimatforscher Norbert Allmann, Vielbrunn, Otto Pfeifer, Sommerau, und der frühere Kreisheimatpfleger Wolfgang Hartmann, Mömlingen, zu dem Vortrag gekommen. Danach stellte er Arno Bauer vor. Dieser ist seit einigen Jahren Mitglied beim HGV in Laudenbach. Er war Vorsitzender des HGV Kleinheubach und ist auch Mitglied im Heimatverein Collenberg.
Wallhausen (Walehusen) war im Hochmittelalter die einzige Stadt zwischen Würzburg und Aschaffenburg. Sie lag am südlichen Knie des Mainvierecks zwischen Kleinheubach und Miltenberg. Die Pfalzgrafen ‚bei Rhein‘ u.a. Vögte des Reichsklosters Lorsch bei Heppenheim verwalteten auch das Gebiet rings um die Cent Wallhausen.
Wallhausen lag in und um das Areal eines einstigen Römerkastells an einem strategisch günstigen Verkehrsknotenpunkt am Main. Ludwig II. baute Wallhausen zu einer befestigten Stadt aus. Diese Stadt war dem Mainzer Erzbischof ein Dorn im Auge und er hätte sie gerne selbst besessen. Als die Pfalzgrafen Ludwig und Otto 1229 kurzfristig in Geldnöte kamen verpfändeten sie die Stadt Wallhausen an Erzbischof Siegfried II. von Eppstein für 400 Rheinische Gulden (1 Rh G. = 236g Gold). Die Pfalzgrafen bei Rhein zahlten 1231 fristgerecht ihre Schulden wieder zurück, aber der Erzbischof Siegfried III. von Eppstein, dachte überhaupt nicht daran die Stadt Wallhausen wieder herauszugeben. Um sein Recht zu wahren besetzte der Pfalzgraf Otto II. seine eigene Stadt. Infolgedessen kam es zur sogenannten „Lorscher Fehde“ (1229 – 1247) die mit der Teilzerstörung Wallhausens 1237 einherging. Der Mainzer Erzbischof verlegte Zoll, Markt- und Stapelrecht in die neue Stadt Miltenberg. Der Stadt Wallhausen wurden ihre Privilegien aberkannt und sie war somit ihrer Einnahmen beraubt und finanziell ruiniert.
1247 wurden die Pfalzgrafen in einem Vergleich mit Mainz, für die erlittenen Schäden die mit der Zerstörung Wallhausen einhergingen mit dem Dorf Seckenheim entschädigt.
Die Einwohner Wallhausens flohen, vermutlich planmäßig, teils nach Miltenberg oder in die nähere Umgebung. Der Ort wurde nicht gänzlich verlassen. Es bestand weiterhin eine kleine Ansiedlung mit der Wallburgiskirche (urk. 1363) mit einem Friedhof in den die Breitendieler Gläubigen ihre Toten bis 1789 bestatteten.
Mit dem Niedergang Wallhausens ist der Ort Kleinheubach entstanden. 1260 wurde in der Gemarkung ein „Festes Haus“ der Grafen von Rieneck erwähnt, aber erst 1279 wird urkundlich erstmals zwischen den Orten Klein- und Großheubach unterschieden.
Bei der archäologischen Grabung 1970 – 1976 mit Dr. Beckmann fand man gut erhaltene Architekturteile. U.a. das Fundament eines „Festen Hauses“ (villa regis), dessen Dach mit Schiefer gedeckt war und ein „Haus des Kaufmanns“ in dessen Keller sich ein Keramikdepot aus dem 9. Jahrhundert befand. Dort fand man auch eine Taschenwaage. Zu all den Artefakten hatte Bauer Bilder gesammelt, die Christian Schmitt am Beamer zeigte. Außerdem fand man die Turmhügelburg der Ritter von Wallhausen aus dem 11. Jahrhundert. Inmitten des Areals lag die Reichskirche (11. Jhd.) von der noch ein Rudiment des Kirchturms steht.
Schon 1875 fand Max Scherer beim Bahnbau Aschaffenburg – Amorbach im einstigen Römischen Militärbad einen Türsturz mit christlicher Symbolik die in die Merowingerzeit deuten könnten.
Bei Grabungen mit Prähistoriker Dr. Ludwig Wamser (1988 – 1990) wurde durch die Bergung merowingischer Scherben der Nachweis einer dauerhaften Besiedlung schon im 5. – 7. Jahrhundert erbracht.
Die Rechte der Reichskirche Wallhausens mit ihren Filialen ging and die neue Pfarrei Miltenberg über. Im Zuge der Reformationswirren wurde der Pfarrsprengel Laudenbach hin und her gerissen. Mal kam er zu Grubingen, mehrere Male zu Röllfeld und auch einmal zu Wörth. 1896 wurde Laudenbach Kuratie und gehört seit 1982 der Pfarreiengemeinschaft ‚Am Engelberg‘ an.
Zum Schluss dankte Eilbacher den Besuchern für das Interesse und Arno Bauer mit einem kleinen Weinpräsent für die umfangreiche Recherchearbeit.